Gesprochener Text des Grußwortes von Prof. Barbara Schwarze und Prof. Dr. Nicola Marsden zum Jahresbericht kompetenzz 2019

(Intro, Offstimme)
Erstmalig halten Sie unseren Jahresbericht nicht in Ihren Händen, sondern können diesen digital einsehen. An dieser Stelle geben Ihnen unsere Vorsitzende Prof. Barbara Schwarze und unsere stellvertretende Vorsitzende Prof. Dr. Nicola Marsden ein kurzes Resümee unserer Arbeit in 2019.

 

2019 können wir auf 20 Jahre aktive Arbeit unseres Vereins zurückblicken. 20 Jahre, in denen wir fast 100 Projekte entwickelt und umgesetzt haben. Gestartet sind wir mit dem Ziel, Frauen in Technik und Naturwissenschaften zu stärken und zu vernetzen und Frauen auf dem Weg in die Informationsgesellschaft zu unterstützen und zu begleiten. Das Projekt „Frauen ans Netz“ ist ein Beispiel für unsere ersten Aktivitäten in diesem Bereich. Es war das erste bundesweite Angebot zur digitalen Integration von Frauen. Im Laufe der Jahre haben wir unser Portfolio erweitert und sind heute in den Themenfeldern „Berufs- und Lebensplanung“, „Demografie“, „Digitale Integration“, „Diversity“, „Familie und Beruf“ und „Frauen und MINT“ engagiert.


Vernetzung und Zusammenarbeit sind von herausragender Bedeutung für den Erfolg unserer Projekte. Die Geschäftsstelle des Nationalen Pakts für Frauen in MINT-Berufen „Komm, mach MINT.“, die bei uns im Kompetenzzentrum angesiedelt ist, bietet beispielsweise den Partnerinnen und Partnern eine ideale Plattform zur Vernetzung, zum Erfahrungsaustausch und zur Planung gemeinsamer Aktivitäten. Der große Zuspruch zeigt sich unter anderem darin, dass wir 2019 gemeinsam mit der Bundesbildungsministerin Anja Karliczek den 300. Partner bei „Komm, mach MINT.“ begrüßen konnten.


Die MINT-Bildung hat einen wichtigen Stellenwert in Deutschland. Dies zeigt sich auch daran, dass die Bundesregierung 2019 den MINT-Aktionsplan herausgebracht hat. Drei unserer Projekte, der Nationale Pakt für Frauen in MINT-Berufen „Komm, mach MINT.“, der Girls’Day – Mädchen-Zukunftstag und die Initiative Klischeefrei, werden dort explizit als Beispiele genannt, wie Mädchen und junge Frauen für MINT-Berufe begeistert werden können, klischeefreie Berufsorientierung umgesetzt werden kann und MINT-Studentinnen und -Absolventinnen für Karrieren in Wissenschaft und Wirtschaft gewonnen werden können. Außerdem waren wir mit unserer Expertise in das Beratungsgremium des Bundesministeriums für Bildung und Forschung geladen, in dem es um die Ausgestaltung der geplanten BMBF-Förderbekanntmachungen "MINT-Aktivtäten für Jugendliche" und "MINT-Vernetzungsstelle & -E-Plattform" ging.


Als Mitglied des Nationalen MINT Forums und Leitung der dort angesiedelten AG „Frauen in MINT 4.0“ haben wir auch 2019 die Möglichkeit genutzt, unsere Erfahrungen und Forderungen auf dem jährlichen Nationalen MINT Gipfel im Dialog mit Bund, Ländern und Kommunen darzulegen und zum Thema „Zentrale Einflussfaktoren und Wirkmechanismen entlang der Bildungs- und Erwerbsbiografie“ zu referieren.


Damit alle Kinder und Jugendlichen den Beruf wählen können, der am ehesten ihren Interessen und Neigungen entspricht, ist eine Berufsorientierung frei von Geschlechterklischees von zentraler Bedeutung. Daran arbeiten wir – gemeinsam mit einer Vielzahl weiterer Akteurinnen und Akteure – in der Initiative Klischeefrei. Der Girls’Day und der Boys’Day unterstützen die Initiative Klischeefrei. Die Aktionstage ermöglichen Mädchen und Jungen einen Einblick in Berufe, die sie vorher noch nicht unbedingt im Blick hatten. In 2019 nahmen Bundesjugendministerin Dr. Franziska Giffey und Bundesbildungsministerin Anja Karliczek am Aktionstag teil und motivierten so Jungen für pflegerische und Mädchen für technische Berufe und Studiengänge.

Eines der zentralen Anliegen des Kompetenzzentrums ist es, den digitalen Wandel geschlechtergerecht zu gestalten, so dass alle gesellschaftlichen Gruppen davon profitieren. Dafür ist es unerlässlich, das Thema Geschlechtergerechtigkeit permanent als Querschnittsthema in die digitale Agenda der Bundesregierung einzubringen.


Ein Beispiel: Selbstlernende algorithmische Systeme lernen von Daten aus der realen Welt – und bilden so auch existierende Ungleichheiten und Diskriminierungen ab. Andererseits ermöglichen gut gemachte algorithmische Systeme mehr Fairness und Gerechtigkeit.


In unserem Verbundprojekt GEWINN beschäftigen wir uns mit solchen Fragestellungen und stellen Empfehlungen dazu auf, was bei der Entwicklung und Anwendung algorithmischer Systeme aus Gendersicht beachtet werden sollte, und wie Wissenschaft und Praxis hier zusammenarbeiten können. Dazu haben wir in 2019 zwei Fachtage durchgeführt.


Unsere Erfahrungen und unsere Expertise im Themenfeld Digitalisierung bringen wir auch in die politische Diskussion ein. Auf Veranstaltungen und Podien debattieren wir mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Zivilgesellschaft über digitale Strategien und stellen die frauenpolitischen Aspekte der Digitalisierung in den Fokus. Geladen waren wir beispielsweise zum Expertinnen- und Experten-Hearing der Sachverständigenkommission für den Dritten Gleichstellungsbericht zum Thema Unternehmenskultur in der Digitalwirtschaft. Außerdem waren wir an dem Fachgespräch „Hilfreich, nützlich, sicher – Zur Vermessung digitaler Plattformen für ältere Menschen“ im Rahmen des jährlich stattfindenden Digital-Gipfels der Bundesregierung beteiligt. Konkrete Handlungsempfehlungen für die Politik haben wir gemeinsam mit dem Deutschen Frauenrat nach der Durchführung des Expertinnen- und Expertenforums „Frauen in die digitale Agenda“ formuliert.


Eine solide Datenbasis ist unerlässlich, wenn Chancen und Risiken der Digitalisierung thematisiert werden sollen. Deshalb haben wir gemeinsam mit der Initiative D21 die Sonderauswertung „Digital Gender Gap“ erstellt. Die Sonderauswertung basiert auf der Studie D21-Digital-Index 2018/2019 und liefert Daten zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen und Männern. Ein zentraler Befund der Auswertung ist, dass Frauen und Männer nach wie vor noch nicht in gleichem Maße von der Digitalisierung profitieren. Der sich daraus ergebende Handlungsbedarf wird uns in den kommenden Jahren weiter beschäftigen.


Ein großes Dankeschön möchten wir zum Schluss unseren Mitgliedern, Bündnispartnerinnen und Bündnispartnern sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Geschäftsstelle aussprechen. Sie alle tragen mit ihrem Engagement und ihren Aktivitäten dazu bei, dass Chancengerechtigkeit, Diversität und Perspektivenvielfalt in Unternehmen, politischen Programmen und Hochschulrichtlinien berücksichtigt werden.


Wir wünschen Ihnen viel Freude und Erkenntnis beim Lesen unseres Jahresberichts.

Ihre Barbara Schwarze und Ihre Nicola Marsden