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Duale Ausbildung in Zahlen: Datentool von kompetenzz zeigt Entwicklungen auf
Fachkräftemangel und sinkende Ausbildungsneigung sind seit Jahren ein Dauerthema. Junge Menschen entscheiden sich immer seltener für eine duale Ausbildung, auch wenn die Berufs- und Karriereaussichten in vielen Bereichen sehr gut sind. Wer die konkreten Zahlen hinter diesen Aussagen kennen möchte, kann diese im Datentool des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. (kompetenzz) einfach und unkompliziert abrufen. Der Mehrwert: Die Zahlen zeigen auch Trends auf, und sie bieten Anknüpfungspunkte, um den aktuellen Entwicklungen zu begegnen.
Das Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. (kompetenzz) stellt seit 2019 Daten zur betrieblichen Berufsausbildung in den MINT-Berufen sowie in den Sozial- und Gesundheitsberufen in einem Datentool zur Verfügung. Das Datentool wurde erweitert und enthält nun Zahlen für alle dualen Ausbildungen, die aktuell in Deutschland absolviert werden können. Damit bietet es allen Interessierten eine umfassende Möglichkeit, Daten zu neu abgeschlossenen und bestehenden Ausbildungsverträgen sowie zu bestandenen Abschlussprüfungen in dualen Ausbildungsberufen abzurufen und für eigene Auswertungen zu nutzen. Das Besondere: In den Ranglisten sind die Daten so aufbereitet, dass der prozentuale Anteil von Frauen bzw. Männern in den jeweiligen Ausbildungsberufen direkt ablesbar ist. Dadurch sind Entwicklungen einfach nachvollziehbar. Außerdem sind die Daten nicht nur für Deutschland insgesamt, sondern auch für die einzelnen Bundesländer verfügbar. So können Vergleiche angestellt, Unterschiede verdeutlicht und Handlungsbedarfe ermittelt werden.
Ausbildungsmarkt nach Corona-Pandemie noch nicht wieder erholt
Die Zeitreihen geben einen Überblick über die Entwicklung der dualen Ausbildung insgesamt, im MINT-Bereich und in den Berufen im Sozial- und Gesundheitswesen bis einschließlich 2021. Über alle dualen Ausbildungen hinweg zeigt sich, dass die Zahl der Auszubildenden in den vergangenen Jahren kontinuierlich gefallen ist. Entschieden sich beispielsweise 2001 noch an die 600.000 junge Menschen für eine duale Ausbildung, waren es in 2021 nur noch 460.000. Ein besonders starker Einbruch bei den Neuabschlüssen ist nach Ausbruch der Corona-Pandemie zu verzeichnen: Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge sank in diesem Zeitraum von 503.000 Neuabschlüssen (2019) auf nur noch 456.000 (2020) – ein Minus von 47.000. Auch wenn die Zahl der Neuabschlüsse im Jahr 2021 wieder leicht gestiegen ist und nunmehr knapp 460.000 beträgt, bleibt sie nach wie vor deutlich unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie.
Besonders betroffen vom Ausbruch der Corona-Pandemie und einem damit verbundenen Rückgang neu abgeschlossener Ausbildungsverträge sind die MINT-Ausbildungsberufe. Entschieden sich vor der Pandemie noch 174.000 (2019) junge Menschen für eine Ausbildung in diesem Bereich, waren es 2020 nur noch 155.000. Dieser Rückgang konnte auch in 2021 nicht aufgefangen werden. Im Gegenteil sank die Zahl der Neuabschlüsse erneut und liegt nun bei 154.000. Anders sieht es bei den Neuabschlüssen in den dualen Ausbildungsberufen des Sozial- und Gesundheitswesens aus. Deren Zahl hat sich – mit einem geringen Rückgang während der Corona-Pandemie – in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht und liegt 2021 bei 46.000.
Daten zeigen: Junge Frauen entscheiden sich häufiger für MINT-Ausbildungen mit kreativen und sozialen Anteilen
Ein Blick auf die Zahlen der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im MINT-Bereich zeigt, dass Frauen hier mit einem Anteil von 11 % deutlich unterrepräsentiert sind. Es gibt jedoch MINT-Ausbildungsberufe, die bei Frauen durchaus auf Interesse stoßen. Dazu gehören, neben den naturwissenschaftlichen Ausbildungsberufen Biologielaborant*in und Chemielaborant*in mit einem Frauenanteil von 68 % bzw. 53 % bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen, beispielsweise die Ausbildungen zur Zahntechnikerin (64 %), zur Hörakustikerin (54 %), zur Bauzeichnerin (52 %) oder zur Orthopädietechnik-Mechanikerin (49 %). Auch die Ausbildung zur Technischen Produktdesignerin gehört mit einem Frauenanteil von 32 % bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsberufen zu den Top 20 der beliebtesten MINT-Berufe von Frauen. Für MINT-Ausbildungsberufe in der Energie- und Elektrotechnik, der IT oder im Bereich Metall und Maschinenbau entscheiden sich Frauen hingegen nur selten. Ihr Anteil an der Gesamtzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge liegt hier zumeist deutlich unter 10 %. "Die Zahlen sind ein Beleg dafür, dass junge Frauen MINT-Ausbildungsberufe dann wählen, wenn kreatives, soziales oder gestaltendes Potenzial gefragt ist", so Dr. Ulrike Struwe, Co-Geschäftsführerin von kompetenzz. "Auf der anderen Seite zeigen die Zahlen, dass wir es noch nicht geschafft haben, Berufsbilder in den Bereichen Energie- und Elektrotechnik, Informatik und Maschinenbau so darzustellen, dass ihre Bedeutung für den Umwelt- und Klimaschutz deutlich wird. Hier müssen wir ansetzen und darüber hinaus eine klischeefreie Berufsorientierung weiter voranbringen."
Über das Datentool
Das Datentool ergänzt das bereits vorhandene Tool zu Studienanfänger*innen, Studierenden und Absolvent*innen in den MINT und den Gesundheits- und Sozialen Studienbereichen, sodass nun eine komplette Übersicht über die Fachkräftenachwuchssituation in diesen Bereichen vorhanden ist.
Alle Zahlen im Datentool Ausbildung basieren auf dem "Datensystem Auszubildende" des Bundesinstituts für Berufsbildung auf Basis der Daten der Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder (Erhebung jeweils zum 31.12.). Das Datentool beinhaltet ausschließlich Zahlen zur betrieblichen (dualen) Ausbildung.
Zum Datentool: www.kompetenzz.de/datentool/datentool-ausbildung
Das Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. (kompetenzz)
Das Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. (kompetenzz) ist Deutschlands wichtigster Zusammenschluss zur Förderung von Chancengleichheit und Vielfalt in Wirtschaft, Gesellschaft und technologischer Entwicklung. kompetenzz bringt Menschen zusammen und initiiert richtungsweisende bundes-, landesweite und regionale Projekte und Dialogprozesse. Für die Arbeit von kompetenzz stehen die bundesweiten Projekte Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag, Boys'Day – Jungen-Zukunftstag, Zukunftswerkstatt Kommunen – Attraktiv im Wandel (ZWK), die Initiative Klischeefrei sowie das Metavorhaben "Innovative Frauen im Fokus" (meta-IFiF) und die Plattform #InnovativeFrauen. Die Projekte und Kampagnen wirken auch international als Vorbild, so gibt es den Girls'Day oder ähnliche Aktionen mittlerweile in 30 Ländern innerhalb und außerhalb Europas.