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Brückenbauer*innen für mehr Integration

Der Kreis Dithmarschen gründete bereits im Juli 2015 eine vom Land geförderte Koordinierungsstelle für Integration und Teilhabe in der Stabsstelle Hilfen im Übergang. Hierzu zählt auch das DWK-Teilprojekt DWK-Integration, in dem Tanja Thießen, Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte, tätig ist. In der folgenden Pressemitteilung geht es um alle vier Bereiche, auch um das durch DWK-Integration geförderte Mentoring-Projekt.

Integrationsarbeit gelingt am besten im Team: Um die Integration zu stärken und das bereits bestehende haupt- und ehrenamtliche Engagement für Menschen mit Migrationshintergrund zu vernetzen, hat der Kreis Dithmarschen im Juli 2015 die vom Land geförderte Koordinierungsstelle zur integrationsorientierenden Aufnahme von Flüchtlingen gegründet. Daraus ist 2019 die Koordinierungsstelle für Integration und Teilhabe in der Stabsstelle Hilfen im Übergang entstanden, die sich im Speziellen auch personell für die Themen „Bildungskoordination für Neuzugewanderte“ sowie die „ehrenamtliche Flüchtlingshilfe“ aufgestellt hat. Das interkulturelle Team, bestehend aus vier Mitarbeitenden, arbeitet eng zusammen: Zentrales Ziel ist eine flächendeckende und spezialisierte Integrationsarbeit für den Kreis Dithmarschen.

Viele Dithmarscher*innen kommen aus über 100 unterschiedlichen Nationen oder besitzen familiäre Wurzeln im Ausland.

„Erfolgreiche Integration kommt der Zukunft unseres Kreises zugute: Für das friedliche Miteinander, die Wirtschaft und Daseinsvorsorge. Dank der Fördermittel von Land und Bund konnten wir unsere Integrationsarbeit stetig verbessern und weiter spezialisieren. Schließlich ist Integration ein fortlaufen-der Prozess. Diese gesellschaftliche Kernaufgabe erfordert unsere stetige Bemühung“, sagt Landrat Stefan Mohrdieck.

Koordinierungsstelle für Integration und Teilhabe

Bei der Koordinierungsstelle für Integration und Teilhabe laufen alle Fäden zusammen: Sie begleitet fachlich den Integrations-prozess, knüpft Netzwerke, pflegt den interkulturellen Austausch und organisiert fachübergreifende Hilfen. Die Koordi-nierungsstelle wird vom Ministerium für Inneres, ländliche Räume, Integration und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein gefördert.

Shorena Sikharulia, die seit Februar 2016 beim Kreis Dithmarschen arbeitet, fasst zusammen: „Wir verstehen uns als Brückenbauer*innen zwischen den Neuzugewanderten und Einheimischen. Dabei ist jede Seite für eine gelingende Integration verantwortlich. Denn Integrationsarbeit entsteht vor Ort und gemeinsam mit den Neuzugewanderten, den Alteingesessenen und Akteuren in der Region.“ 

Florenc Dulla, der seit Juli 2020 dabei ist, ergänzt: „Unser Motor für unsere Arbeit ist es auch, dass wir selbst die Erfahrung gemacht haben, aus einem anderen Land nach Deutschland gekommen zu sein. Wir kennen die meisten Sorgen und Herausforderungen, die Neuzugewanderte besitzen, selbst sehr gut.“ Florenc Dulla ist in Albanien aufgewachsen und hat u. a. in Italien gelebt und Politikwissenschaften studiert. Shorena Sikharulia, B. A. Internationale Beziehungen und M. A. Kaukasusstudien/Kaukasiologie, wurde in Georgien geboren und studierte in Georgien und Deutschland. Seit einigen Jahren besitzt sie die deutsche Staatsangehörigkeit.

Ein zentraler Aspekt der Koordinierungsstelle ist es, Begegnungen und Austausch zu schaffen für eine interkulturelle Öffnung. Ebenfalls ist die Förderung von Demokratieverständnis und Beteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund am gesellschaftlichen Leben ein wichtiges Anliegen. Die Koordinierungsstelle organisiert Veranstaltungen wie die Schulgespräche zwischen Geflüchteten und Schüler*innen, die Vortragsreihe „Länderabende“ und das Interkulturelle Fest im Rahmen der bundesweiten Interkulturellen Woche. 

Dulla und Sikharulia arbeiten eng zusammen u. a. mit den Städten, Ämtern und Gemeinden, den Sprachkurs- und Bildungsträgern, der Agentur für Arbeit, dem Jobcenter Dithmarschen, den Wohlfahrtsverbänden, Vereinen, ehrenamtlichen Initiativen und dem Offenen Kanal Westküste. Hinzu kommt die Zusammenarbeit mit den Fachdiensten innerhalb der Kreisverwaltung wie der Ausländer- und Staatsangehörigkeitsbehörde, der Fachaufsicht Asylbewerberleistungsgesetz, dem Jugendamt und der Frühen Hilfen. Aktuell unter-stützt die Koordinierungsstelle während der Coronavirus-Pandemie das Gesundheitsamt. So erstellen Florenc Dulla und Shorena Sikharulia nach Bedarf mehrsprachige Informationsmaterialien über die aktuellen Quarantäne- und Hygienemaßnahmen und verteilen sie vor Ort – dabei suchen sie auch das persönliche Gespräch.

Da aufgrund der Coronavirus-Pandemie viele Veranstaltungen dieses Jahr ausfielen, ging die Koordinierungsstelle auch online: Das sonst im Kreishaus stattfindende Interkulturelle Fest wurde am 26. September 2020 digital im Radio im Offenen Kanal Westküste übertragen. 

Auch wird der nächste Länderabend über Iran und Neuseeland am Donnerstag, 15. Oktober 2020, um 18 Uhr auf der Heider Frequenz UKW 105,2 des Offenen Kanal Westküste gesendet. 

Bildungskoordination für Neuzugewanderte

Wirtschaftspsychologin Tanja Thießen arbeitet seit dem Oktober 2019 als Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte. Mit der Umsetzung der Fördermaßnahme hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung den Projektträger Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.  – Bildungsforschung, Integration, Genderforschung, Bonn beauftragt. Menschen mit Migrationshintergrund soll der Weg auf den Bildungs- und Arbeitsmarkt erleichtert werden. Denn zugewanderte Arbeitnehmer*innen haben verschiedene Herausforderungen auf ihrem Weg in den deutschen Arbeitsmarkt zu bewältigen wie die Sprache, die Anerkennung beruflicher Qualifikationen und fehlende Kontakte in Unternehmen und Organisationen. 

Ein Schwerpunkt liegt auf dem Mentoring-Projekt der Demografiewerkstatt Kommunen zur Gewinnung von akademischen Fach- und Führungskräften mit Migrationshintergrund. 

Für Unternehmen in Schleswig-Holstein ist ein Mentoring-Projekt mit Tandems aus Unternehmer*innen und zugewanderten Fachkräften installiert worden. Die Akademiker*innen mit Migrationshintergrund sollen als Mentees vom Erfahrungsschatz und Netzwerk erfahrener Berufskolleg*innen profitieren, damit ihnen der Einstieg als qualifizierte*r Arbeitnehmer*in erleichtert wird. Das Programm richtet sich sowohl an erfahrene Fachkräfte als auch an Berufseinsteiger*innen. Die ersten Tandems sind bereits gestartet. 

Tanja Thießen erkennt viel Potential: „Die Weiterbildung für qualifizierte Tätigkeiten mit festem Einkommen und die Erschließung des Arbeitsmarktes besonders auch für Frauen mit Migrationshintergrund sind der Schlüssel für eine gelingende Integration.“

Ehrenamtliche Flüchtlingshilfe

Marie Lüpke, M. A. Soziologie, koordiniert seit August 2020 die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe an der Schnittstelle zwischen Haupt- und Ehrenamt. Das Vorhaben wird vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familien und Senioren des Landes Schleswig-Holstein gefördert. Der Kreis Dithmarschen betrachtet das ehrenamtliche Engagement als sehr wichtigen Baustein bei der Integration von Menschen mit Migrations- bzw. Fluchthintergrund. 

In diesem Sinne soll die Situation der Ehrenamtlichen verbessert werden. Dies soll vor allem durch die Intensivierung von Netzwerken, einer strukturierten Kooperationskultur zwischen Ehren- und Hauptamt sowie einer Vernetzung von Akteur*innen in der Flüchtlings- und Integrationshilfe geschehen. Marie Lüpke stellt sich in den ersten Monaten ihrer Tätigkeit bei den Akteur*innen der ehrenamtlichen Integrationsarbeit vor und verschafft sich eine Bedarfsübersicht. Ihr Ziel ist es, eine Plattform für den Austausch zu schaffen.

Wo kann ich mich ehrenamtlich in der Integrationshilfe in meiner Gemeinde engagieren? Welche Angebote bestehen in meiner Stadt bereits? Zukünftig berät Marie Lüpke Dithmarscher*innen, die sich in der Integrations- und Flüchtlingshilfe ehrenamtlich engagieren möchten.

Zurzeit unterstützt sie die Veranstaltungsreihe „Wie tickt unsere Demokratie?“, die von einer ehrenamtlichen Initiative initiiert wird. Die nächsten Termine sind jeweils am Dienstag um 17.30 Uhr im Bürgerhaus in Heide zu den Themen Empowerment und Selbstorganisation (13. Oktober 2020) und Kultur (20. Oktober 2020). Weitere Projektideen bestehen wie zum Thema Sprachpat*innen und neue Formen von Sprachvermittlung durch Ehrenamtliche. 

Marie Lüpke sagt: „Die Vielschichtigkeit der Integrationsarbeit und die Nähe zu den Menschen vor Ort macht die ehrenamtliche Arbeit zu einer wichtigen gesellschaftlichen Stütze.“