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Virtuelles Austauschtreffen DWK-Integration

Mit Projektstart im Januar wurde beschlossen, auch bei DWK-Integration ein Austauschtreffen durchzuführen, um die Vernetzung untereinander und das Lernen voneinander in diesem Teilprojekt der DWK zu ermöglichen. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde aus dem geplanten persönlichen Treffen in Berlin ein virtuelles Online-Seminar am 8. September 2020.
 

Zu sehen ist die Startseite der Vortragsfolien | Bild: DWK-Integration

Komprimiert in der Form, aber inhaltlich weiter dem Gedanken folgend, die Projekte vorzustellen und sich auszutauschen.
Auf die erschwerten Bedingungen durch Covid-19 für die Kommunen gingen in ihrer Begrüßung Andreas Kirner (Referatsleiter im BMFSFJ) und Florian Kraupa (Referent und Koordinator des DWK-Integrations-Projektes im BMFSFJ) ein. Um die vielfältigen Projekte drehte sich daher auch der erste Teil am Vormittag: jede Kommune stellte vor, was vor Ort bisher umgesetzt wurde, ob es Probleme bzw. Hindernisse – nicht allein, aber gerade wegen der ab März eingeführten Kontaktbeschränkungen und weiterer Regelungen aufgrund der Corona-Pandemie – gab und welche Lösungen erreicht werden konnten und was noch weiter geplant ist. 

Zu Beginn erklärte Martha Rosenkranz, Regionalverband Saarbrücken, wie dort das „Chancenportal“ der Bertelsmann Stiftung im Zuge des Projektes eingerichtet wird. Die Idee entstand, da die zehn zum Regionalverband zählenden Kommunen bisher sehr heterogen arbeiteten, was die Bekanntmachung und Bewerbung ihrer Bildungs- und Beratungsangebote unterschiedlichster Träger auf der kommunalen Ebene anging. Ebenso kommt es zu einer heterogenen Verteilung von neuzugewanderten Menschen in den Kommunen, so das eine unübersehbare Vielfalt von Bildungs- und Beratungsangeboten für diese Zielgruppe vorlag. Dies wird mit der neu erstellen Internetplattform und den dort gebündelten Informationen geändert. Die Datenbank bietet eine einfache Bedienung, Suche und Filterung, zudem gibt es eine automatische Übersetzung in zahlreiche Sprachen möglich und die Eingabe bzw. Pflege kann durch die Anbieter selbst erfolgen.

Stephanie Abdel-Naby erläuterte, dass sich der Landkreis Emsland innerhalb dieses Jahres zum Ziel gesetzt hat, ein Erklärvideo zum Gesundheitssystem, übersetzt in mehrere Sprachen, sowie weitere Materialien für Migrant*innen zum Thema Gesundheitsvorsorge zu erstellen. Es handelt sich um ein animiertes Video von ca. drei Minuten Länge und soll die Grundsätzlichkeiten des deutschen Gesundheitssystems behandeln, Wege der gesundheitlichen Versorgung aufzeigen und Missverständnisse vermeiden. Zu Beginn des Projektes gab es einen zeitintensiven Austausch samt Fragebogen zu möglichen Inhalten. Unterschiedliche Ebenen und deren Akteure*innen wie Medizinisches Fachpersonal, Lehrkräfte aus medizinischen Fachschulen, Mitarbeiter*innen des Landkreises und der Kommunen, Mitarbeiter*innen von Migrationsberatungsstellen, Ehrenamtliche sowie Sprachmittler wurden einbezogen, um die Zielgruppe der Migrant*innen bestmöglich inhaltlich anzusprechen. Dies geschah sowohl per E-Mail als auch per Telefoninterview, da bereits geplante persönliche Treffen – wie eine Kick-Off-Veranstaltung mit bereits 30 Anmeldungen abgesagt werden musste. Neben dem Film wird es ein umfangreiches Booklet mit weiterführenden Informationen des Films geben.

Aus dem Kreis Dithmarschen konnte Tanja Thießen jetzt in der zweiten Jahreshälfte erste Erfolge für das Mentoring-Projekt mit Migrant*innen und Menschen mit Fluchterfahrungen mitteilen. Nach der zeitintensiven Erstellung eines zielgruppengerechten Fragebogens fiel die die quantitative Befragung der Teilnehmer*innen in die durch den "Lockdown" geprägte Zeit. Die anschließende Auswertung der Ergebnisse lieferte jedoch wichtige Anhaltspunkte für die weitere Arbeit und somit für die Ausgestaltung des Projektes. Derzeit befindet sich das Projekt in der Phase des Matchings, wobei wie sich zeigt, dass nicht nur die Mentees von den Erfahrungen der Mentor*innen profitieren, sondern auch die Perspektive der Mentor*innen bereichert wird. In den Erstkontakten der Tandems, die Frau Thießen in den letzten Wochen begleitete, wurden auch eindeutig die Ergebnisse der zuvor erfolgten Befragung bestätigt. Der Eintritt in den deutschen Arbeitsmarkt erfordert gute Kontakte in berufliche Netzwerke und Kenntnisse in vielen Bereichen. Themen sind beispielsweise der Ablauf von Bewerbungsverfahren und die Arbeitsorganisation in Unternehmen. Viele weitere Aspekte können in den 1:1-Gesprächen sehr gut besprochen werden. Die für das Projekt gewonnen Mentoren verfügen über eine hohe fachliche, wie soziale Kompetenz und haben Freude an einem interkulturellen Austausch. Das Projekt soll auch in 2021 weiter begleitet werden, um den Zeitverlust zu Beginn wieder auszugleichen. Dazu wurden die Inhalte in das Dithmarscher Demografiekonzept eingebettet und der Landkreis fungiert sozusagen als „Role Model“ und kann dadurch ein positives Signal für den ländlichen Raum senden.

Einen Vortrag zu zweit hielten Antje Goßler und Liane Lamprecht aus Adorf/Vogtl., wobei sie die administrative und praktische Seite vor Ort zur Ein- und Durchführung von Sprachkursen samt Kinderbetreuung für Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund beschrieben. Das Adorfer Projekt ist gewissermaßen die professionalisierte Fortsetzung der seit 2015/2016 erfolgten ehrenamtlichen Arbeit. Als „familienfreundliche Stadt“ sollen noch stärker Familien und Kinder sprachlich gefördert werden, so gibt es durch das DWK-Integrations-Projekt 15 Kurse mit vier Dozent*innen. Zudem kann die Splittung der Kurse je nach Sprachniveau ermöglicht werden und durch die Kinderbetreuung ist Adorf als Vorreiter in der Region anzusehen. Im Moment wird daran gearbeitet, eine Weiterentwicklung des Projektes mit Fokus auf den Bedarf im grenznahen obervogtländischen Gebiet, nämlich den Erwerb bzw. die Verbesserung von Sprachkompetenz für Beschäftigte auch aus EU-Ländern in Kooperation mit hiesigen Wirtschaftsbetrieben auf die Beine zu stellen. Hierfür gibt es Chancen durch ein Programm der sächsischen Landesregierung. 

Als fünftes Projekt war der Landkreis Ludwigslust-Parchim durch Teresa Hildwein vertreten. Auch hier geht es um Sprachförderung samt Kinderbetreuung, allerdings mit dem Fokus auf Frauen. Den Migrantinnen sollen Weiterbildungsmöglichkeiten aufgezeigt, ebenso Sportangebote ermöglicht werden. Hierbei konzentriert sich der deutschlandweit zweitgrößte Landkreis auf die Stadt Hagenow. Nach einem Kick-Off im Februar bei dem ein breites Netzwerk an Teilnehmer*innen anwesend war, konnten aufgrund von Covid-19 dort geplante Aktionen wie ein Feriensprachcamp in den Sommerferien, kreisweite Treffen zur Vorstellung der Inhalte und Nachahmung evtl. für andere Orte des LKs nicht stattfinden, ebenso wie der interkulturelle Austausch bei angedachten Veranstaltungen. Seit April sind jedoch die Sprachkurse gestartet und es gab eine Betreuung einiger Schulkinder zwischen Mai und Juli, um einen Ausgleich für den fehlenden Präsenzunterricht zu gewährleisten. Ab September nun soll auch der A1-Sprachkurs mit Kinderbetreuung fünf Mal pro Woche für je drei Stunden starten, ebenso noch in den kommenden Wochen Sportangebote, wie z. B. ein Frauenschwimmkurs.

Abschließend folgte die Vorstellung eines externen, bereits seit längerem laufenden Projektes: Rolf Kappel vom Quartiersmanagement Witten trug seine Erfahrungen vor, da er der Frage nachgegangen ist, wie eine Stadt es schaffen kann, dass auch die Frauen vor Ort „ankommen“. Auch hier stellte sich heraus, dass ein wichtiger Punkt zur Nutzung der Kursangebote ist, dass eine Kinderbetreuung angeboten wird und auch die Infrastruktur angepasst wird, um z. B. Kinderwägen abstellen zu können. Gut angenommen wird auch ein durch freiwillige Kräfte gestaltetes Sprachcafé, das als Idee der Migrantinnen selbst initiiert wurde und sich neben einer Schule befindet, um auf Deutsch auch über Alltagsdinge zu sprechen und überhaupt Kontakt zu anderen außer der eigenen „Community“ herzustellen. 

Nach der Mittagspause abstrahierte Dr. Klaus Zeitler im Rahmen des Impulsvortags „DWK-Integration: Kontaktaufnahme –Interesse wecken – Im Gespräch bleiben“, seine Erfahrungen als DWK-Berater im Landkreis Dithmarschen. Dr. Zeitler wählte für seinen Vortrag als Beispiel der zielgruppenspezifischen Herangehensweise ein DWK-Projekt aus Wesselburen . Ein Thema, das für alle beteiligten Kommunen, trotz sehr vielfältiger Projektansätze, von zentraler Bedeutung ist, wie eine Befragung im Vorfeld des Austauschtreffens ergeben hat. Wesselburen erlebt seit ca. fünf Jahren einen starken Zuzug rumänischer Staatsbürger*innen. Welche Auswirkungen diese Veränderungen auf das gesellschaftliche Zusammenleben, die Wirtschaft, sowie die demografische Entwicklung hat wurde durch Dr. Zeitler skizziert. Er argumentierte für eine kooperative Zielgruppenansprache (das „im Gespräch bleiben“ mit allen Akteur*innen) die notwendig ist, um die entstanden gesellschaftlichen Veränderungen und Herausforderungen lösen zu können.

Im Anschluss daran kam es zu einer kleinen Diskussion, basierend auf dem vorherigen Vortrag. Inhaltlich ging es um die Frage, wie die anderen Projekte das Thema der Zielgruppenansprache handhaben. Fazit der Veranstaltung: ein Austauschtreffen gerade in der zeitlichen Mitte des Förderzeitraums ist notwendig, um nicht nur die Projektideen zu erfahren, sondern die einzelnen Schritte der verschiedenen Prozesse zu verdeutlichen und von anderen zu hören, wie sie mit Problemen, nicht eingeplanten Hürden oder Ereignissen umgegangen sind. 
 

Weitere Informationen rund um das Projekt finden Sie unter DWK-Integration.